Zombie Scrum

Intention & Hintergrund

Was war Eure Motivation hinter dem Zombie Scrum Buch?

Vor Jahren haben wir uns zusammengesetzt und gefragt, wie wir unsere Erfahrung möglichst hilfreich in der Community einsetzen können. Dabei sprachen wir über die verschieden Probleme, die wir in unserer Arbeit mit Organisationen beobachtet hatten. Uns fiel auf, dass in Büchern, auf Konferenzen und Präsentationen immer ein idealisiertes Bild von einer heilen agilen Welt versprochen wurde. 

Die Realität der Teams, mit denen wir arbeiteteten, sah aber sehr anders aus. „Bei uns funktioniert das alles irgendwie nicht so richtig.“ war eine der Aussagen, die wir ständig hörten. Meistens sahen wir ein Bild von leblosen Agilitätsversuchen, die nicht das lieferten, was sich die Beteiligten erhofft hatten. 

Wir wollten genau damit arbeiten, diesem Bild ein Namen geben und vor allem den darunter Leidenden Möglichkeiten zur Besserung anbieten. 

Was zeichnet Zombie Scrum Umgebungen aus?

Die beschriebene Leblosigkeit beginnt meistens damit, dass nicht verstanden wurde, was Scrum ist und wofür Scrum eingesetzt werden kann. Aus dem Grund herrschen nicht die Voraussetzungen, damit Scrum gut funktionieren kann. Wir sehen dann Dysfunktionen in vier großen Themenbereichen:

  1. Es wird nicht geliefert, was Stakeholder wirklich brauchen
  2. Es werden nicht angemessen schnell komplett integrierte Produkt-Inkremente geliefert
  3. Das Team und die Organisation beheben Hindernisse nicht effektiv und lernen nicht dazu
  4. Die nötige Selbstorganisation und Autonomie der Scrum Teams ist nicht vorhanden

 

Wie erzeugt schlechte Beratung Zombie Scrum?

Ich bin selber Berater. Damit ich Kunden effektiv helfen kann, muss für mich als erstes geklärt werden, was eigentlich erreicht werden soll und wie wir diesen Erfolg erkennen. Scrum ist dann ein Mittel dorthin. Es kann auch die Entscheidung fallen, dass andere Mittel für den vorherrschenden Kontext geeigneter wären. 

Viele Berater*innen steigen nicht auf dieser Ebene ein. Die Beratung startet mit „So geht Scrum.“ Implizit wird vermittelt, dass sich dadurch alle Problem lösen, die vorher nicht gemeinsam identifiziert wurden. Einen Anknüpfungspunkt, warum der Wandel wünschenswert, nötig und wertvoll ist, gibt es damit nicht. Es wird nicht geklärt, welche Voraussetzungen herrschen müssen, damit Scrum gut funktioniert und ob die Organisation diesen Weg wirklich einschlagen will. 

Während der Implementation fällt dies auf. Natürlich liegt es dann an den Leuten vor Ort, die nicht einfach das umsetzen, was die Beraterin ihnen sagt. Ein halb fertiger Zwischenzustand wird erreicht, den wir dann Zombie Scrum nennen.

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Survey

Ihr habt einen Survey gemacht, warum?

Für uns war es wichtig, dass Teams sich selber ohne großen Aufwand analysieren und eigene Schlüsse ziehen können. Christiaan ist Organisationspsychologe und hat sein Fachwissen in diese Survey einfließen lassen. 

Auf Basis dieser Daten haben wir unser Buch geschrieben. Es waren also nicht nur unsere Meinungen, sondern verifizierte Ergebnisse von tausenden von echten Scrum-Teams. 

Wie kann man dies gut für sich nutzen?

Wir empfehlen, alle Scrum-Team-Mitglieder einzuladen. Diese können anonym die Survey ausfüllen und dann hinterher gemeinsam die Ergebnisse anschauen. Gibt es große Diskrepanzen in den Bewertungen, ist dies bereits ein erster interessanter Punkt. Gemeinsam kann man anschließend die Dimensionen ansehen, in denen für das Team Verbesserungspotential steckt. In unserem Blog und im Buch bieten wir Experimente für die jeweiligen Dimensionen an, die den Teams dabei helfen können, Verbesserungen zu erreichen.

Was habt ihr aufbauend mit der Survey noch vor?

Wir möchten gerne eine Community aufbauen, in der weitere Experimente zur Bekämpfung von Zombie Scrum vorgeschlagen und bewertet werden können. Scrum Teams, die mit Zombie Scrum infiziert sind, können sich dann die vielversprechendsten Experimente für ihr durch die Survey identifiziertes Symptom heraussuchen. Später können sie sich erneut testen und sehen, ob dieses Experiment geholfen hat. Da sorgt dafür, dass auch die Effektivität unserer Experimente datengetriebener untersucht wird.

Welcher Scrum Master Typ bist du?

Reflektiere dein handeln als Scrum Master mit unserem kleinen Quiz.

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Fragen

Experimente

Ihr bietet Experimente an, warum?

Das Buch richtet sich an Menschen in Scrum-Umgebungen, die nicht die Möglichkeit haben, das System komplett umzukrempeln. Die meisten fühlen sich machtlos und sind für kleinere Verbesserungen dankbar. Die mehr als 40 Experimente in dem Buch sind für alle leicht einsetzbar, egal welche Rolle man innehat. Sie sorgen dafür, dass sich die Symptome in den vier Dimensionen, verbessern. 

 

Magst du das mal an einem Beispiel darstellen

Viele Teams in Organisationen, die nicht auf Agilität ausgelegt sind, haben starke Abhängigkeiten zu anderen Teams, Prozessen oder dem Management. Das erklärte Ziel von Scrum, in jedem Sprint ein integriertes, potentiell lieferbares Produktinkrement herzustellen, wird oft davon torpediert. 

In dem Experiment “Permission Tokens” empfehlen wir Teams, ein großes Glas aufzustellen und verschiedenfarbige Tokens daneben zu legen. Dies können Murmeln, Legosteine oder anderes sein. Jedes Mal, wenn das Team innerhalb eines Sprints durch eine Abhängigkeit aufgehalten wird – weil auf ein anderes Team gewartet werden muss, weil ein langsamer Prozess bedient wird oder weil eine Freigabe fehlt – wird ein Token mit einer bestimmten Farbe in das Glas geworfen. Am Ende des Sprints kann ausgewertet werden, welche Abhängigkeiten besonders häufig auftreten und wie damit umgegangen werden soll. Oft gibt es die Möglichkeit, durch das transparent machen der Auswirkungen und der Diskussion mit den Beteiligten Verbesserungen hervorzurufen.  

Wünsche, wie sich Agilität entwickelt

Chancen & Risiken

Wenn wir Agilität dort einsetzen, wo es nicht passt, oder wir nicht die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Agilität wirklich funktionieren kann, bleiben wir in einem unangenehmen Zwischenzustand stecken. Die kompetente Unterscheidung, welche Methode ich für welches Ziel einsetze, ist für mich eine der grundlegenden Skills des digitalen Zeitalters. Diese Unterscheidung wird dringend gebraucht, damit weniger Menschen negative Erfahrungen mit Agilität haben. 

Ich wünsche mir von der engagierten Scrum-Master-Community weniger agilen Dogmatismus, mehr Empathie für über lange Zeit gewachsene, komplexe Organisationssysteme und einen stärkeren Fokus auf die tatsächlich erzielten Effekte der eigenen Arbeit. Wir können dann mehr Menschen abholen und Agilität effektiver einsetzen.

Unser Gast

Ohne den erfahrenen Agile Coach Johannes wäre diese Folge und diese Zusammenfassung so nicht möglich gewesen! Danke für deine Perspektive und Unterstützung!

Johannes Schartau

Johannes Schartau ist Berater, Trainer und Coach für agile Produkt- und Organisationsentwicklung bei Holisticon in Hamburg. Mit Liberating Structures, integraler und Komplexitätstheorie, sowie Humor und Empathie schafft er Räume für Gruppen, in denen sie selber wirksam werden können.

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Wir organisieren regelmäßig Events in denen wir gemeinsam Themen aufarbeiten und uns Austauschen wollen.

Ralf Kruse