Scrum Master Auftragsklärung

Agile Coach Auftragsklärung

In diesem Artikel

Jan Westrup hatte in unserer Scrum meistern Community einmal gefragt: Welche Dinge sind aus eurer Sicht wichtig für die Auftragsklärung als Agile Coach oder Scrum Master?

Das hat mich dazu bewegt etwas länger über diese Frage nachzudenken und den Anstoß für das Thema Agile Coach Auftragsklärung der heutigen Folge gegeben.

Die Scrum meistern Community hatte ich ursprünglich für unser Mentoring-Programm für agile Praktiker gegründet und habe sie aber Ende Dezember auch für externe Interessierte geöffnet. 

Der Grund ist einfach,  mir reicht der Austausch auf LinkedIn(Connected euch gerne mit mir) außerhalb von Community Events nicht mehr aus. Wichtige Themen bekommt man hier nur schwer diskutiert. Irgendwie bekommt überspitzt gesagt, LinkedIn zur Business Variante von Instagram. Nur das LinkedIn auf Basis der überpolierten Kommunikation eben nicht zu Magersucht führt, sondern zu anderen Minderwertigkeitskomplexen & Dysfunktionen.

Im kleineren Kreis von agilen Praktikern erhoffe ich mir hier endlich die Themen online aufzuarbeiten, die bei LinkedIn so nicht ihren Platz finden. Wenn du Lust hast Teil dieses Austausches zu werden, dann klick hier: 

Warum ist das Thema Auftragsklärung eigentlich so wichtig?

Sowohl als Scrum Master, als auch als Agile Coach agieren wir ja aus einer besonderen Rolle heraus. In beiden Rollen haben wir keine formale Macht oder Weisungsbefugnis und das ist auch gut so. Das nimmt uns nämlich die Möglichkeit Sachen durchzusetzen, die von den anderen beteiligten Personen so nicht mitgetragen werden. Das fühlt sich zwar im ersten Moment verlockend an, untergräbt aber die Nachhaltigkeit unserer Ergebnisse. Wir wollen ja etwas gemeinsames schaffen, was auch ohne unser zutun weitergetragen und entwickelt werden kann. Wenn du dazu mehr Wissen willst, hör dir mal die Podcast-Folge zu dem Thema “Scrum Master als Servant Leader” an. 

Zusätzlich sollten wir uns bewusst machen, dass wie als Scrum Master oder Agile Coach aus einer oft sehr neuen ungewohnten Art für die beteiligten Personen agieren. Wir übernehmen nicht die operative Verantwortung für die anderen. Dann hätten wir ja gleich einfach einen weiteren Entwickler einstellen können. Wir unterstützen komplementär und ergänzend zu den Fähigkeiten der beteiligten Personen. Das heißt wir helfen ihnen effektiv und nachhaltig zu arbeiten. Das beinhaltet eben auch die Geschwindigkeit in der wir daran arbeiten besser zu werden.

Wie wir dabei genau agieren, hängt stark von dem Kontext ab. Fast noch viel wichtiger ist, ob sich die Personen Unterstützung in welcher Form auch immer wünschen. Genau aus diesem Punkt ist die Auftragsklärung für unseren Job so wichtig.

Oft wird der falsche Schwerpunkt in der Auftragsklärung gesetzt!

Ich höre viel zu oft zu Beginn, wie die neue Rolle aussehen soll und wie man diese lebt. Ich halte von diesem Focus nichts! Sowohl als Agile Coach oder Scrum Master stellen wir uns in den Dienst unserer Umgebung, um Verantwortung zu übernehmen und um sich gemeinsam zu entwickeln.

Agile Coach Auftragsklärung: Was hat sich hier bewährt?

 

Da es unser Ziel als Scrum Master/ Agile Coach ist, uns in den Dienst der Umgebung zu stellen und mit agilen Herangehensweisen den anderen zu helfen über sich hinauszuwachsen, ist der erste Schwerpunkt der über allem steht:

Was wollt ihr zusammen erreichen?

Noch bevor wir uns über irgendeine Methode austauschen, möchte ich, dass wir das was wir eigentlich erreichen wollen in den Mittelpunkt stellen. Weder mein zutun, noch die eingesetzte Methode ist wichtiger, als die Wirkung, die diese erzielen soll!Viel zu oft wird Agilität und Scrum als Selbstzweck gelebt und die Begleitung eher als Inszenierung empfunden. Genau das erzeugt aber die Dysfunktionen, über die sich Landauf und Landab bei Agilität beschwert wird. Achtet also darauf euer handeln und die Methode in den Dienst dessen zu stellen, was eine Umgebung erreichen will.

Das coole ist, wenn dies klar ist, dann könnt ihr die angestrebte Zielrichtung aufgreifen, falls mal Leute in gewohnte aber unpassende Verhaltensweisen zurückfallen. Stell dir beispielsweise mal vor, eine Umgebung möchte schneller Ergebnisse liefern, um daraus belastbarer zu lernen und bessere Produkte zu entwickeln UND eine Person schlägt vor aus alter Gewohnheit lieber erstmal ein halbes Jahr ein Basissystem ohne irgendwelches Feedback zu haben, ob der Weg stimmt zu entwickeln. Dann könnt ihr hier die Zielrichtung aufgreifen und aus dem was sie sich wünschen ein weiteres konsequentes Vorgehen motivieren 😉

Gut aufgestellt machen solche Momente unglaublich Spaß und ich bin sehr froh einen Weg für mich gefunden zu haben ein konsequentes Vorgehen zu motivieren ohne das ich irgendwelche Paradigmen dogmatisch propagiere.

Aber anstelle aus dieser Zielrichtung über die Wichtigkeit meines handelns zu sprechen, fokussiere ich mich erstmal auf die anderen beteiligten Personen:

Wie müßt ihr agieren, damit wir dieses Ziel erreichen oder zu euren Herausforderungen gut aufgestellt sind? 

Mit meiner Unterstützung möchte ich mich ja in den Dienst der Umgebung und damit der beteiligten Personen stellen. In den meisten Umgebungen ist diese Frage zu abstrakt. Die Leute sind es nicht gewohnt darüber nachzudenken, was sie tun wollen, wo sie sich schwertun und wo sie sich deshalb auch Unterstützung wünschen?

Aber genau deswegen lege ich hier den Schwerpunkt, um die Leute zu aktivieren und das sie Verantwortung für ihr handeln übernehmen. Versuche ich ohne diesen Kontext meine Rolle zu klären, positioniere ich mich sehr schnell als ewiger Treiber und Kümmerer der Umgebung. Eine Rolle, die nicht nur aus agiler Sicht sehr dysfunktional ist, sondern ich auch als sehr aufreibend und unbefriedigend empfinde. Aber schreib mich hier auch gerne über LinkedIn an, wenn du hier andere Erfahrungen gemacht hast und sich Sachen in dieser Richtung bewährt haben.

Wenn ich mich mit anderen Scrum Mastern/ Agile Coaches austausche, wird hier häufig angemerkt, dass dies von der Reife der beteiligten Personen abhängt und sie sich diese offene Frage nicht zutrauen. Aber natürlich ist es unsere Aufgabe, die Leute aufzusuchen und einen passenden Rahmen zu schaffen. Deswegen vermittle ich vorher auch das notwendige Verständnis, damit ich sie dann aber doch frühzeitig in die Verantwortung nehmen kann. Wenn du besser verstehen willst, wie ich dabei vorgehe und was sich für mich beim Start mit Scrum bewährt hat, um dieses Umfeld schnell zu schaffen, dann schau dir mal das Youtube Video „Mit Scrum effektiv starten – so gehts“ an.

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Aus meiner Sicht ist es entscheidend die Personen von begin an in dem Spirit der neuen Arbeitsweise in die Verantwortung zu nehmen. Die Stützreder, die hier gerne von Anderen aufgebaut werden, dauern ewig wieder rauszubekommen. Weswegen ich dieses Vorgehen sehr kritisch sehe.

Seid euch zu guter letzt aber auch bewusst, dass eine solche Auftragsklärung keine einmalige Sache ist und ihr im kleinen, wie im großen immer wieder auch in die Reflexion gehen solltet, um euer Wirken auf die Bedürfnisse in der Umgebung abzustimmen.

  • Das kann im kleinen sein, dass ihr am Ende einer längeren Session eine Return-of-Time-Invested Abfrage macht, um daraus zu motivieren, wo sie sich Optimierungen für die nächste Session wünschen

  • Das kann ein check sein, wie Scrum für euch funktioniert. Wie ich es in dem Artikel “der Scrum Master als Hüter des Scrum Rahmens” mit meiner Scrum Checkliste dargestellt habe.

  • Das kann über Feedback-Formate, wie dem Peer-Review aus Sociocracy 3.0 passieren, was dabei hilft Feedback und konkrete Unterstützung zu bekommen.

So gesehen fragt euch mal, wie ihr hier aufgestellt seid und wie ihr euch ein klares Mandat schafft und es über die Zeit weiter schärft. Weil ehrlich gesagt ohne diese Klärung es schwer wird, sowohl aus der Verantwortung als Scrum Master/ Agile Coach effektiv zu wirken.

Fazit:

  • Komm gerne in unsere Scrum meistern Community, ich hoffe dort mit dir und anderen Praktikern in einem Austausch zu kommen, der mir auf LinkedIn & co fehlt

  • Die Auftragsklärung ist sowohl für den Scrum Master und den Agile Coach entscheidend, damit er aus dieser oft neuen ungewohnten Rolle ohne Macht führen kann

  • Bitte achte darauf, dich in der Art deiner Auftragsklärung in den Dienst deiner Umgebung zu stellen und die beteiligten Personen zu eurem Ziel in die Verantwortung zu gehen

  • Weil das was ihnen schwerfällt und wo sie sich Unterstützung wünschen, den wesentlichen Teil eurer Aufgaben definieren aus dem ihr als Scrum Master oder Agile Coach in dieser Umgebung einen Unterschied macht

  • Schafft euch wiederkehrende Rituale und Methoden, um euren Auftrag nachzuschärfen, ansonsten ist die Gefahr groß in alte Gewohnheiten der Umgebung zurückzufallen

Ich hoffe, ich konnte dir heute ein paar gute Impulse geben, um deinen Auftrag zu schärfen.

Viel Erfolg,
Euer Ralf

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Ralf Kruse