Scrum Guide
Was ist der Scrum Guide?
Der Scrum Guide definiert Scrum mit seinen Elementen, Spielregeln und Werten. Scrum ist ein minimales Rahmenwerk. Der Scrum Guide beschreibt nur den Grundrahmen, ohne den Scrum nicht mehr Scrum wäre. Konkrete Praktiken sind bewusst nicht im Scrum Guide formuliert. Es gilt Scrum auf Basis dieser Spielregeln passend zum Kontext auszugestalten und aus den gemachten Erfahrungen kontinuierlich fortzuentwickeln.
Eine weltweit anerkannte Referenz
Der Scrum Guide wurde von den beiden Erfindern von Scrum geschrieben und wird von ihnen alle paar Jahre aktualisiert. Die deutsche Übersetzung findet ihr hier. Diese Definition wird von der Community weltweit und von den führenden Zertifizierungsanbietern Scrum.org und Scrum Alliance als die einheitliche Referenz was Scrum ist anerkannt. Was maßgeblich zum Erfolg von Scrum beigetragen hat.
Achtung, wir lesen den Scrum Guide nur selektiv
Die Beschreibung von Scrum lässt sich gut lesen und gibt einem einen guten Überblick was Scrum ist und beschreibt sehr kompakt die Funktionsweise dies minimalen Rahmens.
Allerdings reicht auch eine solch gut zugängliche Beschreibung für sich nicht aus, um Scrum zu verstehen. Dafür lesen wir solche Beschreibungen viel zu selektiv und geprägt aus unseren Vorerfahrungen. Wir überlesen oder verzerren gerne die Kernaspekte, die sich signifikant stark von unserer alten Arbeitsweise abweichen.
Das ist zumindest seit 8 Jahren die Erfahrung, die wir aus unseren Scrum Master und Product Owner Trainings machen. Hier geben wir als Vorbereitung für die Trainings den Scrum Guide als Vorbereitung raus und greifen diese Vorbereitung direkt im Training auf, um eine gemeinsame Scrum-Übersicht zu erarbeiten. Dabei wird deutlich, wie Stark Scrum aus den bisherigen Erfahrungen umgefärbt wird.
Typische Knackpunkte dabei sind:
- Die verteilte Verantwortung in der das Scrum Team gemeinsam Verantwortung übernimmt
- Die enge disziplinübergreifende Zusammenarbeit im Sprint
- Die Erarbeitung von Ergebnissen ausgehend von leichtgewichtigen Anforderungen
- Die Ausgestaltung der Arbeitsweise aus den gemeinsamen Erfahrungen
Das wichtigste zu Scrum lernt man nicht aus dem Scrum Guide oder Büchern, die Kernaspekte lernt man aus dem Erleben und der Reflexion gemachter Erfahrungen.
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Scrum Guide Update 2020
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Pünktlich zum 25- jährigen Jubiläum von Scrum und dem zuletzt veröffentlichten Scrum Guide gibt es nun ein neues Update 2020. Gemeinsam möchten wir hier auf die Neuerungen eingehen und aufzeigen, was das für Dich und deine individuelle Situation bedeutet.
In dieser Folge #66 spreche ich mit Sabine Canditt (Scrum Alliance / improuv GmbH), Henning Wolf (Scrum Alliance / it-agile GmbH), Bettina Ruggeri (Scrum Alliance / agile-living.com), Peter Fischbach (Scrum Inc. / Scrum Events), Alisa Stolze (Scrum Inc. / Scrum Events) und Dominik Maximini (Scrum.org / valuerise-consulting) über dieses neue Update 2020 und was es für Veränderungen mit sich bringt.
Hört doch mal rein 😉
Hier gehts zum neuen überarbeiteten Scrum Guide 2020.
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Montag
15.05.
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Die Änderung des Scrum Guides im Überblick
Weniger präskriptiv
Im Laufe der Jahre wurde der Scrum Guide immer präskriptiver. Die Version 2020 zielte darauf ab, Scrum wieder zu einem minimalen Rahmenwerk zu machen, indem die präskriptive Sprache entfernt oder abgeschwächt wurde. z.B. wurden die Daily Scrum Fragen entfernt, die Sprache um die Attribute der Product Backlog Einträge abgeschwächt, die Sprache um die Action Items aus der Retro im Sprint Backlog abgeschwächt, der Abschnitt über die Sprint-Absage gekürzt und vieles mehr.
Ein Team, fokussiert auf ein Produkt
Das Ziel war es, das Konzept eines separaten Teams innerhalb eines Teams zu eliminieren, das zu einem „Stellvertreter“- oder „Wir und Die“ -Verhalten zwischen dem PO und dem Dev-Team geführt hat. Es gibt jetzt nur noch ein Scrum-Team, das sich auf dasselbe Ziel konzentriert, mit drei verschiedenen Gruppen von Verantwortlichkeiten: PO, SM und Entwickler.
Einführung des Produktziels
Der 2020 Scrum Guide führt das Konzept eines Produktziels ein, um den Fokus des Scrum Teams auf ein größeres, wertvolles Ziel zu richten. Jeder Sprint soll das Produkt näher an das übergeordnete Produktziels bringen. Dies hat sich bereit in Form einer Produktvision in vielen gut funktionierenden Scrum Teams als wichtige Orientierung bewährt.
Eine Heimat für Sprint Goal, Definition von Done und Product Goal
Frühere Scrum Guides beschrieben Sprint Goal und Definition of Done, ohne ihnen wirklich eine Identität zu geben. Sie waren nicht wirklich Artefakte, waren aber irgendwie mit Artefakten verbunden. Mit der Hinzufügung von Product Goal bietet die Version 2020 mehr Klarheit in diesem Bereich. Jedes der drei Artefakte enthält jetzt „Verpflichtungen“ zu ihnen. Für das Product Backlog ist es das Product Goal, das Sprint Backlog hat das Sprint Goal, und das Inkrement hat die Definition von Done (jetzt ohne die Anführungszeichen) . Sie existieren, um Transparenz und Fokus auf den Fortschritt jedes Artefakts zu bringen.
Selbst-Management statt Selbst-Organisation
Frühere Scrum-Leitfäden bezeichneten Entwicklungsteams als selbstorganisierend, die selbst entscheiden, wer und wie sie die Arbeit erledigen. Mit einem stärkeren Fokus auf das Scrum-Team betont die Version 2020 ein selbstverwaltendes Scrum-Team, das entscheidet, wer, wie und woran es arbeitet.
Drei Sprint Planning-Themen
Zusätzlich zu den Sprint Planning Themen „Was“ und „Wie“ legt der 2020 Scrum Guide den Schwerpunkt auf ein drittes Thema, „Warum“, das sich auf das Sprint Ziel bezieht.
Allgemeine Vereinfachung der Sprache für ein breiteres Publikum
Der 2020 Scrum Guide hat einen Schwerpunkt daraufgelegt, redundante und komplexe Aussagen zu eliminieren sowie alle verbleibenden Rückschlüsse auf die IT-Arbeit (z.B. Test, System, Design, Anforderung, etc.) zu entfernen. Der Scrum Guide ist mit 13 Seiten deutlich kürzer.
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Abweichende Definitionen von Scrum
Einige Skalierungsframework weichen vom Scrum Guide ab, damit diese mit ihrem Skalierungsansatz vereinbar sind.
Large Scale Scrum (LeSS)
LeSS war über viele Jahre komplett und konsequent mit dem Scrum Guide abgestimmt. Gerne spricht man bei LeSS auch nicht von einem agilen Skalierungsframework, sondern von konsequentem Scrum in der Skalierung. Mit dem Update 2020 weichen beide Beschreibungen ein wenig voneinander ab.
Scaled Agile Framework (SAFe)
SAFe geht hier einen anderen Weg. SAFe definiert ein Framework nicht als minimalen Rahmen, sondern als Body of Knowledge der einem auf jeder Skalierungsebene bewährte Muster als präferierte Bausteine mit umfassendem Begleitmaterial anbietet. Damit Scrum in dieses Big Picture reinpasst, wurden zentrale Aspekte von Scrum angepasst. Mehr dazu findet ihr hier in diesem Artikel.
Häufige Fragen zum Scrum Guide
Jeder von uns interpretiert neue Informationen und Texte basiert auf unseren bisherigen Erfahrungen und Überzeugungen.
Scrum ist für viele von uns fundamental anders zu dem, wie wir bisher gearbeitet haben. Wenn wir den Scrum Guide lesen, interpretieren wir Scrum leicht um.
Deswegen sollte man neben dem Lesen des Scrum Guides versuchen, Scrum in der Interaktion mit anderen zu lernen.
Scrum ist ein minimaler Rahmen, den wir passend zu unserem Kontext aus unseren Erfahrungen ausgestalten müssen.
Viele beliebte Scrum Praktiken sind dabei kein fester Bestandteil von Scrum wie Planning Poker, Definition of Ready, wie eine Retrospektive ausgestaltet wird, User Stories, Burn Down Chart, Story Points, Velocity, das Format in dem wir das Daily Scrum durchführen uvm.
Scrum ist ein bewusst minimaler Rahmen. Der Scrum Guide definiert dabei bewusst nur das nötigste. Die Elemente von Scrum schaffen dabei in ihrem Zusammenspiel den Mehrwert.
Lasst man einzelne Elemente weg, ist dieses Zusammenspiel gestört und weitere Aspekte von Scrum werden nicht vernünftig greifen.
Scrum ist ein minimaler Rahmen, den es passend zum Kontext auszugestalten gilt und auf Basis der gemachten Erfahrungen anzupassen.
Würde man jetzt im Scrum Guide Praktiken vorgeben, würde man Scrum diese Flexibilität und Offenheit nehmen.