Wie Scrum Innovation fördern?

Innovation bedeutet neuartige Lösungen für eine Problemstellung zu schaffen. Scrum unterstützt dies durch seine Ausrichtung systematisch aus Erfahrungen zu lernen. Aus dem mutigen Ausprobieren neuer Ideen sind wir in der Lage neuartige Lösungen für unser Produkt und unsere Arbeitsweise zu schaffen und suggestive auszugestalten. Habt ihr das Gefühlt, dass eurer Scrum Innovation eher behindert als fördert? Dann ist dies oft ein Indikator für eine inkonsequente Nutzung von Scrum. 

In Scrum Innovation ermöglichen

Was ist Innovation?

Der Duden definiert Innovation als: 

„Realisierung einer neuartigen, fortschrittlichen Lösung für ein bestimmtes Problem, besonders die Einführung eines neuen Produkts oder die Anwendung eines neuen Verfahrens.“

Welche Form der Innovation wollt ihr in eurer Umgebung fördern?

Innovation kann sich auf unterschiedliche Bereiche beziehen und es gibt eine Vielzahl von Methoden dies zu unterstützen. Manchmal ist es notwendig das wir disruptiv und revolutionär vorgehen. In anderen Kontexten ist es von Vorteil Innovation inkrementell zu betreiben und evolutionär vorzugehen. Um auch in Zukunft in eurem Bereich erfolgreich zu sein, ist es wichtig, ein passendes Vorgehen für euren Bereich zu schaffen und sich konsequent dazu aufzustellen.

  • Passt zu eurem Umfeld eher ein disruptiver revolutionäres Vorgehen, in dem man alles hinterfragt oder ein schrittweises Vorgehen, wo man suggestive aus Ergebnissen am Markt dazulernt?
  • Wie seid ihr zu diesem Anspruch zu innovieren aktuell aufgestellt?

Was wollt ihr innovieren?

Oft höre ich, dass Organisationen innovativer werden wollen, aber sich selten auf Innovationsgegenstände und Ambitionen der Entwicklung fortschrittlicher Lösungen beziehen. Nachfolgend stelle ich euch die gängigsten Gegenstände vor, die sich auf Innovationen beziehen können. 

Spannend ist dabei die Frage: Auf was bezieht sich bei euch der Anspruch innovativer zu werden?

Produktinnovation

Der erste Fokus liegt oft auf der Produktinnovation. Hier ist mein Lieblingsbeispiel nach wie vor das iPhone von Apple. Apple hat das Smartphone nicht erfunden, sie haben es nur innoviert. Die bestehenden Produkte waren insbesondere in Bezug auf Internetfähigkeit und Benutzerfreundlichkeit ausbaufähig. Das hat Apple in der konsequenten Ausrichtung seines iPhones genutzt und konnte sich so als völlig neuer Player in dem Mobilfunkmarkt etablieren.

 
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Serviceinnovation

Mein Lieblingsbeispiel zur Innovation einer Dienstleistung ist die Fastfood-Kette McDonalds. Im Film “The Founder” finde ich diese sehr gelungen dargestellt.

Verfahrensinnovation

Innovation muss sich aber nicht immer auf das eigentliche Produkt oder die Dienstleistung beziehen. Sie kann sich auch auf die Art, in der wir das Produkt oder die Dienstleistung herstellen beziehen. Das prägendste Beispiel hier ist für mich Toyota. Wie sich Toyota durch seine neue Art Autos zu produzieren als Weltmarktführer durchgesetzt hat, ist inspirierend und beeindruckend. Das vorherige Mantra der Massenproduktion mit dem Toyota-Products-System (TPS) durch neue Herangehensweisen, wie Just-in-Time und kontinuierliche Verbesserungen abzulösen, setzte neue Maßstäbe an Flexibilität, Qualität und Effizienz.
Gerade aus dem Buch “The Toyota Way” von Jeffrey Liker habe ich dazu viele Inspirationen für meine Arbeit ziehen können.

Innovation der Geschäftsmodelle

Oft wird vernachlässigt, dass Innovation sich aber auch auf ein ganzes neues Geschäftsmodell beziehen kann. So hat es beispielsweise Xerox in den 1960er geschafft sich als Weltmarktführer für Kopiergeräte zu etablieren, indem sie ihre teuren Kopiergeräte nicht mehr verkauft haben, sondern sie verliehen haben und sich nach Aufwand (kopierte Seiten) bezahlt lassen haben. Weitere Informationen zum Thema findet ihr in dem Artikel „Das Geheimnis erfolgreicher Geschäftsmodell-Innovationen“ 

  • Welche Bereiche habt ihr aktuell für die Entwicklung innovativer Lösungen im Blick?
  • Welche Bereiche wären noch interessant?

Übersicht von Ansätzen zur Förderung von Innovation​

Es gibt eine große Bandbreite an Methoden, die uns bei der Schaffung innovativer Lösungen unterstützen können. Der Artikel „Innovationsmethoden-Matrix – mit der richtigen Methode zur Innovation“ gibt dazu eine gute breite Übersicht über verschiedene Innovationsmethoden und für welche Bereiche diese nützlich sind. Die Voraussetzung, um in einem Bereich wirklich effektiv Innovationen voranzubringen, setzt für mich eine gute Aufstellung voraus. Diese lässt sich insbesondere durch Scrum sehr gut erreichen.

  • Welche dieser Methoden nutzt ihr bereits in eurer Umgebung?
  • Reichen diese in dieser Form aus, um eurem Anspruch an Innovation Rechnung zu tragen?

Die Herangehensweise in Scrum ist inspiriert aus der Entwicklung erfolgreicher innovativer Produkte

Der zentrale Einfluss auf Scrum ist der Harvard Business Review Artikel The New New Product Development Game by Hirotaka Takeuchi and Ikujiro Nonaka. Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka haben ausgewertet was innovative erfolgreiche Produktentwicklung in unterschiedlichen Bereichen auszeichnet. 

Sie haben dabei 6 wiederkehrende Muster in erfolgreichen Organisationen wiedergefunden.

Built-in instability

Die Fähigkeit aus neuen Erkenntnissen die Ausrichtung der Entwicklung anzupassen

Self-organizing project teams

Hohe Eigenverantwortung direkt in der Entwicklung der Lösung

Overlapping development phases

Enge übergreifende Zusammenarbeit über wirklich alle involvierten Disziplinen und Bereiche

Multi Learning

Das wir zusammen über verschiedene Ebenen in der Organisation und den beteiligten Disziplinen und Funktionen lernen

Subtle control

Statt alles eng vorzugeben mit Richtung und Rahmen führen, damit Freiheitsgrade für die passende Ausgestaltung von Lösungen sich ergeben

Organizational transfer of learning

Die Fähigkeit Erkenntnisse aus der einen Entwicklungsinitiative auf neue Vorhaben und Bereiche zu übertragen

Die Herangehensweise in Scrum ist inspiriert aus der Entwicklung erfolgreicher innovativer Produkte

Der zentrale Einfluss auf Scrum ist der Harvard Business Review Artikel The New New Product Development Game by Hirotaka Takeuchi and Ikujiro Nonaka. Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka haben ausgewertet was innovative erfolgreiche Produktentwicklung in unterschiedlichen Bereichen auszeichnet. 

Sie haben dabei 6 wiederkehrende Muster in erfolgreichen Organisationen wiedergefunden.

Um die Dynamik dieser Produktteams zu verdeutlichen, haben sie ihre Herangehensweise mit dem Spielzug Scrum aus dem Rugby bildlich verdeutlicht.
Jeff Sutherland hat Scrum inspiriert aus den Erkenntnissen aus diesem Artikel geformt und deswegen passender Weise dieses agile Rahmenwerk nach diesem Spielzug im Rugby benannt. Auch in leistungsfähigen agilen Organisationen sind diese 6 Punkte besonders effektiv ausgeprägt.

  • Welche dieser 6 Faktoren erfolgreicher Produktentwicklung sind in eurer Umgebung heute schon sehr präsent?

    Welche solltet ihr mehr nutzen, damit ihr optimal zur Entwicklung innovativer Lösungen aufgestellt seid?

Scrum als Enabler für Innovation

Keine wirkliche Innovation, die ich kenne ist eine Kopfgeburt. Vielleicht kann man eine erste Idee und Richtung haben, aber dann brauchen wir Feedback aus belastbaren Ergebnissen, um daraus weiter zu lernen. Scrum gibt uns dafür einen Rahmen, in dem wir uns in einem Team übergreifend mit allen Disziplinen so aufstellen, dass wir schnell ganzheitliche Lösungen schaffen können. So sind wir in der Lage, uns aus dem großen Ganzen ein minimales Vorhaben vorzunehmen und umzusetzen, damit wir dann aus dem Ergebnis lernen und nachjustieren können.

 

Das heißt in Scrum nehmen wir uns mutig minimale Vorhaben vor, um aus ihnen zu lernen. Wir schaffen vorweg keine Garantie, dass diese genau das sind was benötigt wird oder dass es umsetzbar ist. Wir frieren für den Sprint unsere Annahmen zu Anforderungen und Herangehensweisen ein, so dass wir uns darauf konzentrieren können diese umzusetzen. So entsteht ein Rahmen, mit dem wir mit belastbaren Ergebnissen innovative Ansatzpunkte ausprobieren können, anstelle nur oberflächlich diese Ansatzpunkte zu explorieren.

 

Komplexität, Scrum und Time-Boxen
  • Ist eure Scrum Umgebung eher auf das systematische Lernen aus Erfahrung ausgerichtet (mutig auszuprobieren und lernen was funktioniert und was nicht) oder agiert ihr eher logisch an den Fakten anlehnend (die Punkte, die im Sprint eingehen sind klar definiert und geklärt)?

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Montag

15.05.

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Warum wird Scrum oft kritisiert, um wirklicher Innovation im Weg zu stehen?

Es wird insbesondere kritisiert, dass:

  • im Sprint ein hoher Zeitdruck herrscht abzuliefern
  • es keine Freiräume zum Ausprobieren gibt
  • es verpönt ist vor dem Sprint die Dinge gut zu durchdenken

 

Diese Kritik entsteht vor allem aus Missverständnissen über die Arbeitsweise in Scrum. Die hohe Belastung im Sprint ist hausgemacht, denn In Scrum entscheidet das Scrum Team selbst über den Umfang der Arbeit im Sprint. Sie nutzen das Produkt-Ziel als Ausrichtung, um sich einen passenden Schwerpunkt für den Sprint vorzunehmen.

  • Wenn ihr hier ein Problem habt: Fragt euch also mal selbst, was sorgt dafür das eure Sprints so vollgepackt sind und für wichtige Dinge keine Zeit bleibt!

Der Fokus liegt auf dem Ausprobieren und weniger auf dem Zerdenken! Scrum bietet nur begrenzt Zeit, um Sachen aus zu definieren, da dieser Weg sich bei dynamisch-komplexen Problemstellungen nicht bewährt hat. Hier wird das ausdefinieren schnell zum Mutmaßen. Zu viele Innovationen scheitern an dem Festhalten an falschen Annahmen!

  • Versucht ihr vielleicht in eurer Umgebung stärker an dem Vorgehen von Analyse & Umdefinition von Lösungen festzuhalten, statt mutig gemeinsam aus Inkrementen zu lernen?

Sicherlich ist es in gewissen Grenzen auch in Scrum sinnvoll das wir uns eine Orientierung zu unserem Kontext und unseren Bedürfnissen verschaffen. Zu viele Umgebungen versuchen aber an ihren alten Arbeitsweisen festzuhalten und verwenden dann nur oberflächlich mit Scrum ein neues Vorgehen. Diese Inkonsequenz führt nicht zu mehr Innovation, sondern nur zu mehr Frust & Dysfunktionen!

Wenn eure Umgebung vor diesem Zwiespalt steht habt ihr zwei Optionen:

A) Ihr seid so ehrlich und hört auf Scrum zu nutzen und nutzt konsequenter eine klassische Vorgehensweise (aber warum habt ihr dann überhaupt mit Scrum angefangen?)

B) Ich bringt mehr Konsequenz in eure Nutzung von Scrum, damit es auch eine Chance gibt von seinen Vorteilen zu profitieren.

 

Enabler damit Scrum Innovation ermöglicht 

Damit Scrum in eurer Umgebung die Entwicklung neuartiger fortschrittlicher Lösungen ermöglicht empfehle ich euch folgendes: 

1. Probiert mutig aus, statt zu analysieren und zu mutmaßen

Viele Umgebungen machen den Fehler, dass sie sich am Anfang auf die klaren einfachen Themen konzentrieren oder erstmal eine Basisinfrastruktur entwickeln. Die besten Umgebungen setzen den Fokus anders. Sie konzentrieren sich in den ersten Sprints auf die kritischen zentralen Bereiche unseres Vorhabens, damit wir von ihnen so schnell es geht lernen und ggf. Anpassungen an der Ausrichtung unseres Produktes machen können. Zu Gunsten der Entwickler und erster Lösungen halten sie die Basisinfrastruktur minimal und bauen diese sukzessive auf.

Analysen und Definitionen manifestieren sich oft nur aus Annahmen. Der Schlüssel einer erfolgreichen Produktentwicklung mit Scrum liegt im mutigen ausprobieren vom ersten Sprint an!

2. Etabliert den Sprint als Routine und bringt Ruhe in eure Umgebung

Je anspruchsvoller euer Vorhaben ist, desto wichtiger ist es, dass eure Umgebung euch Ruhe und Orientierung gibt. Scrum schafft diese Ruhe durch die wiederkehrenden Abläufe in den Sprints, die so schnell zur Routine werden. Genau aus diesem Grund hießen früher die Scrum Events in Scrum auch Zeremonien, damit uns diese wiederkehrenden Rituale Orientierung und Routine geben.

In einem festen stabilen Team sind wir so in der Lage uns aus den Erfahrungen der vorherigen Sprints effektiv zu der anspruchsvollen Entwicklung neuartiger Lösungen aufzustellen.

3. Überladet euch nicht und lernt realistische Ziele zu setzen

Aus der guten Aufstellun mit Scrum ist das Team motiviert und es ist nicht notwendig von außen Druck aufzubauen, um ambitioniert zu agieren. Das Scrum Team legt den Umfang des Sprints aus den Erfahrungen der vergangenen Sprints fest. Üblicherweise müssen viele Teams erstmal gemeinsam lernen, sich genügend Zeit zu nehmen, um Themen wirklich übergreifend 100% abzuschließen, um zu vermeiden ständig Kapazitäten für nacharbeiten zu bilden. Je nach Kontext beinhaltet dies auch einen gewissen Freiraum zum freien ausprobieren. Die Scrum Umgebung gibt dabei aus ihren Feedback-Zyklen eine wichtige Orientierung, damit dies möglichst viel Mehrwert für unser Produkt schafft.

Kein überlastetes Team hat Kapazitäten für Innovation übrig!

4. Verschafft euch eine gute Übersicht, damit ihr den Fokus auf die spannenden Themen setzt

Damit wir unsere Entwicklung immer an den richtigen Themen ausrichten, brauchen wir eine gute Übersicht des Produktes als Orientierung. Um Innovationen zu entwickeln, darf die sprintweise Entwicklung nicht zum Stückwerk verkommen. Eine gemeinsame Übersicht ist weniger eine saubere Definition der Funktionalitäten, sondern mehr eine Landkarte, die uns eine Übersicht über die Bereiche mit den größten Potentialen und den größten Risiken gibt. Sie gibt uns die Orientierung gemeinsam für den nächsten Sprint den richtigen Schwerpunkt zu setzen, damit wir dann aus den Ergebnissen gemeinsam bis zum Produkt lernen können und daraus die weitere Ausgestaltung des Produktes optimieren können.

Nur mit einer guten Übersicht können wir gemeinsam die richtigen Schwerpunkte für den nächsten Sprint setzen und mit ihnen das Produkt Schritt für Schritt wirkungsvoll auszugestalten!

5. Setzt euch mutige Ziele für den Sprint

Achtung, mutige Sprint-Ziele heißt nicht, dass ihr euch mit zu vielen Aufgabe überladet, sondern euch traut euch Ziele vorzunehmen, wo Teile der Lösungen erst im Sprint gemeinsam ausgestaltet werden. So sind wir in der Lage schneller an den richtigen Dingen zu lernen und sind offener passende Ansätze aufzugreifen.

Im Sprint nur an Sachen zu arbeiten, die wir sicher Wissen und umsetzen können verlangsamt uns dabei schnell an den richtigen Stellen zu lernen!

 

6. Lernt aus den Inkrementen, um das Produkt effektiv auszugestalten

Der Wunsch innovative Lösungen analytisch zu entwickeln ist ein Irrweg! Wenn wir zu lange an den falschen Annahmen festhalten, gefährdet dies die Entwicklung effektiver Lösungen. Aus diesem Grund ist es so wichtig kritische Bereiche mit hohen Unsicherheiten früh zu identifizieren und hier aus minimalen Ergebnissen zu lernen. Das heißt wir vereinfachen diese Lösungen, die wir im Sprint umsetzen können und uns dabei helfen aus diesen belastbaren Ergebnissen an diesen kritischen Stellen zu lernen.

Identifiziert in eurer Umgebung kritische Themen und splittet diese, um direkt in den nächsten Sprints dazu zu lernen!

7. Reduziert das Lernen nicht alleine auf das Produkt!

Eine effektive Scrum Umgebung nutzt die Erfahrung aus den Sprints, nicht nur für die bedarfsgerechte Entwicklung innovativer Produkte. Es nutzt es auch um sich stetig in seiner Arbeitsweise neu zu erfinden. Dabei ist es oft überraschend, dass die Lösungen sich durch ihre Bedarfsorientierung und Einfachheit ausweichen.

Lernt aus den Sprints eure bestehende Arbeitsweise zu verbessern und probiert mutig neue Wege aus!

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Ralf Kruse