Wie gestalten wir effektive Retrospektiven?

Scrum meistern Interview "Retrospektiven effektiv gestalten"
Ein Austausch mit Jonathan Frankenberger zu: Wie gestalten wir effektive Retrospektiven?
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Wir sind über die Folge „Sind abwechslungsreiche Retrospektiven ein Irrweg?“ in den Austausch gekommen und dabei vor allem über die Frage: „Kann es doch Situationen geben, in denen ein Scrum Master Themen in der Retrospektive setzen sollte?“

Zur Gestaltung effektiver Retrospektiven setze ich den Fokus auf einen stringenten, wiederkehrenden Rahmen, statt auf aktivierende abwechslungsreiche Formate. Viele legen den Schwerpunkt in Retrospektiven anders und deswegen sind aus diesen Folgen spannende Diskussionen auf LinkedIn entstanden, die wir hier im direkten Gespräch mit Jonathans Erfahrungen als langjährigen Praktiker aufgreifen.

 

Danke für das tolle Gespräch, Jonathan.

Ich hoffe, ihr nehmt genauso viel aus dem Gespräch mit, wie ich!

Viel Spass 😉

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Setzen von Themen

Welche Situationen gibt es denn nun, in denen es doch sinnvoll sein mag, als Scrum Master Themen zu setzen?

  • Gerade in der Anfangsphase von Scrum kann es sich lohnen explizit über einzelne Elemente von Scrum noch mal zu reflektieren, z.B. über die Events.
  • Wir haben noch keinen funktionierenden Scrum Rahmen. In diesem Fall kann ein Impuls des Scrum Masters sein, eine Retro über die Retro zu machen, um gemeinsam mit dem Team den Lernrahmen gut auszugestalten.
  • Der Scrum Master kann die Retro auch bewusst nutzen, um Lernimpulse zu setzen. Wenn er in einem Team z.B. Konflikte sieht, könnte er ein Konflikt-Framework vorstellen. Da der Scrum Master dabei den Lernraum des Teams „für sich vereinnahmt“ sollte dies aber nur wohldosiert passieren. Die Dosis macht das Gift.

Unterschiedliche Formate in Retros

Neue Formate in Retrospektiven müssen auch im Team erst eingeübt werden. Bei zu vielen Wechseln, ist das Team dann eher damit beschäftigt, die neuen Formate zu erlernen, statt sich um die eigentlichen Probleme zu kümmern.

Wichtig ist auch, dass der Lernrahmen zur Organisation passt. In einer eher konservativen Organisation werden super-kreative Formate womöglich wenig anschlussfähig sein. In anderen Umgebungen erwarten Teams geradezu frische und innovative Formate.

Die Leitfrage sollte eigentlich immer sein, ob ein neues Format dem Team hilft, eine andere Perspektive auf ihre Probleme zu gewinnen. Wenn der Scrum Master das Team durch besonders kreative Formate „zwangsaktivieren“ muss, deutet das auf fundamentale Probleme im Scrum Rahmen hin.

 

Was könnte dazu führen, dass ein Scrum Master Themen setzen will?

Falls ich als Scrum Master an mir selber beobachte, dass ich ständig Themen in die Retrospektive einbringen möchte, kann das auch ein Hinweis auf eine bestehende Dysfunktionalität sein. Woran könnte das also liegen?

  • Wird ein Scrum Master immer noch von der Organisation als eine Art Projektleiter verstanden, dann wird er auch in die Produkt-Lieferverantwortung genommen werden. Wenn er diesem Druck nachgibt und Themen in der Retro setzt, handelt er eher kontraproduktiv, da er vom Team genau diesen wertvollen Impuls wegnimmt. Hier wäre es besser noch einmal mit Team und Umgebung über die Scrum Master Rolle zu reflektieren.
  • Es gibt eine mangelnde externe Referenz auf das Team, d.h. das Team sieht sich noch als verantwortlich für die Lösung ihrer Stakeholderprobleme. Der Scrum Master spürt das und fängt an, sich selbst als interne Referenz zu inszenieren. Die richtige Intervention ist hier, das Team enger an die Probleme der Stakeholder ran zu bringen.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Setzen von Themen in Retrospektiven durch den Scrum Master fast immer nur die zweitschönste Variante ist. Verspüre ich, als Scrum Master den Impuls in einer Retro Themen zu setzen, ist das eher ein Impuls noch mal darüber nachzudenken, ob mein Scrum Rahmen vernünftig etabliert ist.

 

 

Unser Gast - Jonathan Frankenberger

Jonathan Frankenberger, 42 Jahre alt, hat schon während seines Informatik-Studiums gemerkt, dass sich Software mit agilen Methoden meistens besser entwickeln lässt. Nach einem längeren Ausflug in die Wasserfall-Welt, arbeitet er seit 2016 wieder agil in unterschiedlichen Rollen, vor allem mit Scrum. Aktuell unterstützt er als Agile Coach Produktteams bei Futurice dabei, „bessere Wege zu erschließen, Software zu entwickeln“. Daneben beschäftigt er sich auch intensiv mit Fragen, wie Organisationen im 21. Jahrhundert aussehen müssen, um Produktteams eine gute Umgebung bieten zu können.

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