Scrum ist vor kurzen 25 Jahre alt geworden. Grund genug sich mit einigen Urgesteinen unserer agilen Szene zu unterhalten, die Scrum Historie zu reflektieren und zu ergründen, wie die Anfänge im DACH-Raumwaren und was diese von heute unterscheiden.
Es hat sehr viel Spaß gemacht sich mit Andreas Schliep, Christoph Mathies, Jutta Eckstein und Jean-Pierre Berchez zur Scrum Geschichte auszutauschen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören.
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Was war dein erster Berührungspunkt mit Agilität?
Auf der OOPSLA 1997 war ich in einem Workshop, in welchen ein anderer Teilnehmer von seinen Erfahrungen mit Scrum erzählte. Ebenfalls auf der OOPSLA 1997 hatte mir Kent Beck, ganz klassisch in der Hotellobby auf einer Serviette XP erläutert. Auf dieser Konferenz berichtete auch Ron Jeffries zusammen mit Chet Hendrickson und Don Wells vom C3 Projekt, d.h. des weltweit ersten XP-Projektes (bei Chrysler).
Mein erster Arbeitgeber nach dem Studium war Enfin / EASEL. Wir arbeiteten dort an einem OO-Modellierungstool basierend auf “Enfin-Smalltalk”. Die Gruppe rund um das Entwicklungsteam wurde von Jeff Sutherland geleitet und gilt heute allgemeinhin als das “erste Scrum-Team”. Ich hatte mit den Team fast wöchentlich zu tun, da wir zwei größere Konzerne in Deutschland hatten die als “Early Adopters” unser OO-Modellierungstool verwendeten und wir die Schnittstelle vor Ort zum Kunden waren.
Das Buch von Ken Schwaber, “Agile Software Development with Scrum” sowie sein Tutorial auf der XP 2004 in Garmisch-Partenkirchen.
Ein Workshop mit Martin Fowler auf der OOP. Ich hatte keine Ahnung, was “extreme programming” bedeutet, aber der Titel war für mich unwiderstehlich.
Was hat für dich die agile Arbeitsweise in den Anfängen ausgezeichnet?
Als ich die agile (oder vielmehr zu der Zeit leichtgewichtige) Arbeitsweise kennenlernte, war ich v.a. in den Bereichen Smalltalk und Patterns unterwegs. Da diese beiden Bereiche, die wichtigsten Fundamente für die agile Softwareentwicklung stellten, wirkte das alles “sehr natürlich”. Manches war besonders in Smalltalk eh üblich anderes lag nahe.
Es war einfach alles ganz natürlich. Hierarchien und Grabenkämpfe gab es nicht. Zumindest habe ich das so nicht wahrgenommen. Die Kommunikation zu allen Beteiligten insbesondere auch zum Endkunden war offen und und fühlte sich “richtig” und sehr fokussiert an.
Scrum war für mich die Strukturierung des Selbstverständnisses. Agil die Disziplinierung von Anpassungsfähigkeit und Reaktionsvermögen.
Ich habe mich nicht mehr klein, dumm und hässlich gefühlt, weil die schlauen Projektmanagement-Methoden bei mir nicht geklappt haben.
Wie unterscheidet sich dies von heute?
Damals waren es wenige, die sich auf das “Abenteuer” eingelassen haben. Oftmals handelte es sich um Projekte, die in einer absoluten Schieflage waren und für die dieses “Abenteuer” eine letzte Chance bietete. Heute versprechen selbst die großen Unternehmensberatungen agil zu arbeiten, d.h. man wird jetzt eher schief angeschaut wenn man eine Alternative zu agilem Arbeiten vorschlägt (oder hat schon mal jemand kürzlich versucht, Wasserfall zu präferieren?). Allerdings bedeutet diese weite Verbreitung der Agilität, dass oft mit weniger grundlegendem Verständnis gearbeitet wird, d.h. dass zwar oberflächlich agil gearbeitet wird, wenn man genau hinschaut dann sieht das aber anders aus. Darüber hinaus, wird auch zunehmend auf den Nutzen der agilen Vorgehensweise auch außerhalb der Softwareentwicklung gesetzt.
Ich denke Andy beschreibt es sehr gut. Alles und Jeder ist vermeintlich Agil. Warums dann trotzdem nicht klappt liegt meist an den Prinzipien und Werten, die gerne mal übersehen werden und Scrum nur “mechanisch” praktiziert wird. Aber manche machen es ja auch richtig gut :-).
Agil ist heute dem Namen nach alles und jeder. Scrum bietet nach wie vor einen messerscharfen Fokus auf das Wesentliche.
Heute bin ich weniger bescheiden: ich sehe in Agilität eine breitere Wirkung als nur meine eigene Arbeit und meine Arbeitsbedingungen zu verbessern.