Scrum by the Book – Die richtige Herangehensweise?

Ist Scrum by the Books einzuführen der richtige Ansatz. Wörtlich übersetzt heißt dies ja Scrum strickt nach vorschrift zu machen. Zwar wollen wir den Scrum-Rahmen in seiner Konsequenz leben, aber bind folgen klingt nach einer Dysfunktion. In dieser Scrum meistern Folge arbeiten die Themen Scrum by the Book, Shu Ha Ri und was aus meiner Sicht ein gutes Vorgehen zur Einführung auszeichnet.

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Erstaunlich oft hört man Aussagen wie „Wir machen jetzt erstmal Scrum by the Book“ oder „Wir machen hier ja kein Scrum by Book“.

Genauso tue ich mich mit dem Konzept des ShuHaRi aus dem asiatischen Kampfsport schwer, da hier Anfangs auf ein konsequentes Folgen der Anweisungen des Meisters gepocht wird. Beide Aspekte wirken auf mich Kontraproduktiv und oft Dysfunktion und Grund genug diese Themen in dieser Folge aufzuarbeiten.

In dieser Folge

  • Meine Sicht auf Scrum by the Book
  • Welchen Konflikt ich im Übertrag von ShuHaRi auf unserem Arbeitskontext sehe
  • Um zum Abschluss einmal aufzuzeigen, was sich für mich in der Einführung von Scrum bewährt hat.

Meine Sicht auf Scrum by the Book

Im Vorweg auf diese Folge stand ein spannender Austausch über Twitter der viele wunderbare Denkanstöße und auch Belehrungen im positiven Sinne enthielt. Genau dafür schätze ich die agile Community und will vor allem über LinkedIn zukünftig regelmäßig den aktiven Austausch nutzen. Vernetze dich dazu gerne mit mir über LinkedIn und folge mir gerne auf Twitter.

Die Aussage „By the Book“ bedeutet übersetzt etwas strikt nach Vorschrift zu machen. Genau dabei sehe ich die folgenden zwei Probleme:

Etwas genau nach den Vorschriften zu machen klingt so gar nicht nach einem empirischen Vorgehen

Strikt nach Vorschrift zu handeln klingt für mich eher nach folge genau diesen Anweisungen und weniger nach produktiven agieren von mündigen Mitarbeitern. Für mich klingt es eher nach dem Kochen nach Chefkoch.de. Genau dieses passive Umsetzen passt für mich so gar nicht zu dem systematischen Lernen aus Erfahrung mit dem wir aktiv und bewusst unsere Umgebung ausgestalten.

Allerdings muss ich der fairnesshalber hinzufügen, dass wenn Scrum by the Book bedeutet einen Konsequenten Scrum Rahmen aufzubauen und aus diesem zu lernen, klingt das für mich wiederum sehr vernünftig. Danach klingt es aber für mich in den seltensten Fällen …

Gute agile Umgebungen kopieren nun mal nicht einfach nur, sie versuchen die Eingesetzten Herangehensweisen zu kapieren und zu durchdringe.

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Scrum by the Book mit überladenen Praktiken

Mein zweites Problem mit Scrum by the Book ist, dass in diesem Zusammenhang ich oft Umgebungen überladen mit vielen Praktiken vorfinde. Oft scheint hier aus einem Buch, einer anderen Umgebung oder der Person die Scrum einführt viele Praktiken über den Kernrahmen von Scrum aufoktroyiert und somit oft ein impraktikables Monster geschaffen.

Scrum ist ein minimaler Rahmen und diesen Gestalten wir nach unseren Bedürfnissen aus.

Das blinde Umsetzen von Praktiken die sich bei anderen bewährt haben und damit eine Umgebung zu überladen ist Kontraproduktiv. Oft führt es in der Umgebung zu Frust und Widerstand da die Sinnhaftigkeit dieser Praktiken nicht erschließen lasst.

Für mich richtet dieser Begriff gefühlt mehr schaden als nutzen an. Teile gerne mit mir über die sozialen Kanäle, falls er dir einem Mehrwert bringt. Freue mich hier immer auch im Austausch mit anderen dazuzulernen.

ShuHaRi – Gut für den Kampfsport, übertragbar auf den Tanzsport

Angrenzend zum Thema Scrum by the Book habe ich in dieser Folge ShuHaRi behandelt. Das ist ein Vorgehen zum Lernen, welches in Kampfsportarten wie Aikido praktiziert wird. Einige nutzen dieses Modell aus Orientierung zur Einführung agiler Methoden. Dies sehe ich auf Basis des anderen Kontextes kritisch.

Was ist ShuHaRi? Die drei Level des Lernens

Shu

Am Anfang ist es wichtig die Regeln zu lernen, zu gehorchen und zu kopieren. Der Fokus liegt darauf aus der Imitation dem Nachmachen ein Verständnis für die Abläufe und Dynamiken zu entwickeln.

„We make sacred pact. I promise teach karate to you, you promise learn. I say, you do, no questions.“

Mr. Miyagi im Film Karate Kid

Ha

Sobald wird uns diszipliniert haben und ein Grundverständnis für Formen und Bewegungen haben, können wir anfangen Neuerungen in einem geschützten Raum zu machen.

RI

Der Schüler agiert aus einem eigenen tiefen Verständnis der Materie und Löst sich vom Meister.

Hier ein Video in dem ein Aikido-Meister seine Perspektive auf ShuHaRi teilt:

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Meine Kritik an Übertragung ShuHaRi auf den agilen Kontext

ShuHaRi ist im passenden Kontext für mich ein sehr wertvolles Lernmodell. Diesen passenden Kontext sehe ich im Kampfsport, im Tanzsport und auch beim Lernen von weitere Fertigkeiten kann dieses Vorgehen sehr gut helfen.

Mein Punkt ist nur, dass ein Sprint in einer Firma für mich als Kontext dafür nicht passt, die eher mit einem Turnier beim Sport vergleichbar ist und weniger mit den Übungsräumen in denen ich andere Fertigkeiten lerne.

Mein Vorgehen in der Einführung von Scrum in Bezug auf ShuHaRi

Aus meinem Verständnis ist es wichtig vorher Lernräume zu schaffen in denen man in einer sicheren Umgebung vor der Arbeit mit Scrum im Realbetrieb ein Gefühlt für die Herangehensweise und die Andersartigkeit des Vorgehens entwickelt. Aus diesem Grund nutze ich in meinen Trainings auch immer eine kleine Simulation um den Kern von Scrum(Link zur Beschreibung meiner Remote Scrum Simulation) aus erster Hand zu erleben und zu reflektieren und eine große Simulation in der wir End-to-End das Zusammenspiel der wesentlichen Praktiken erleben. Vielleicht kann man diesen Zustand als HA Stage beschreiben, aber wichtig ist mir eine sicherer Übungsraum außerhalb des Alltagsdrucks.

Ausgehend von dem Verständnis kann man dann in der Einführung von Scrum gemeinsam die Umgebung anhand der gelernten Herangehensweise diesen Rahmen gemeinsam ausgestalten. Vielleicht kann man dies als HA-Stage bezeichnen 😉

Nach einigen Sprints wird die Umgebung ruhiger und alle haben ein gewisses Gefühl für die Umgebung. Jetzt kann man anders und gemeinsam die Verantwortlichkeiten Reflektieren, das Umfeld effektiver Einbinden und die wirklichen Probleme angehen. Vielleicht würden einige diesen Zustand als Ri bezeichnen.

Da in einer guten Einführung von Scrum dieser Zustand in 3-5 Sprints erreicht wird, sehe ich de Bezeichnung als ShuHaRi als irreführend. Die Entwicklung die im Video beschrieben wird geht über Jahre und diese Bezeichnung für etwas über Wochen zu nehmen würde vermutlich jeden Aikido-Meister irritieren.

Was mich an der Nutzung von ShuHaRi als Modell im agilen Kontext stört

  • Anstellen den Kernrahmen zur Steuerung frühzeitig zu verstehen und daraus die Umgebung gemeinsam auszugestalten, werden gesetzte Praktiken als gesetzt indoktriniert. Dem Ziel eines guten Scrum Teams in dem alle beteiligten neue Wege denken und sich aktiv in die Gestaltung einbringen kommen wir so sicherlich nicht näher, aber es sieht zumindest oberflächlich nach Scrum aus …
  • Die Idee in Shu ist es ja erstmal ein Gefühl für die Abläufe zu gewinnen. Jetzt gibt es aber auch die Gefahr, dass diese Abläufe nicht zum Kontext passen und diese blind zu verfolgen mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Je weiter wir von der Softwareentwicklung weggehen, desto kritischer sehe ich dies, da Scrum ja hier groß geworden ist und viele Praktiken dadurch geprägt sind. Deswegen schaffe ich ein Verständnis für die Abläufe in Scrum außerhalb der Umgebung in Simulationen, dass geht schneller und ist sicherer.
  • Ein Meister im Kampfsport ist eine Autorität mit unglaublich viel Erfahrung. Im agilen Kontext scheint mir dieses Modell vor allem beliebt zu sein, um mit wenig Erfahrung diese Praktiken einzuführen.

Was denkst du?

Ich weiß, dass eine ganze Reihe Personen diese Begriffe und Herangehensweisen im agilen Kontext nutzen. Mit dieser Folge wollte ich mit meiner Perspektive einen Anstoß geben zum Austausch.

Wie schaust du auf Scrum by the Book und ShuHaRi? Sind dies für dich passende Begriffe und Herangehensweisen im agilen Kontext?

Schreib mir gerne, was sich hier für dich bewährt hat und was du hier kritisch siehst?

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Ralf Kruse