Was zeichnet einen guten Agile Coach aus? Die Agile Coaching Kompetenzen

Podcast Scrum meistern Folge: Agile Coaching Kompetenzen

Was sind die Kompetenzen eines guten Agile Coaches?

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In dieser Folge #54 gehe ich auf die Herausforderungen und wichtigsten Punkte ein, die einen guten Agile Coach meiner Meinung nach ausmachen.

Der Agile Coach ist kein geschützter Begriff. Gefühlt scheint jeder seine eigene Definition zu haben. Was es schwer macht Agile Coaching als Profession zu entwickeln.

Das Bild ist unübersichtlich und für mich fühlen sich viele Charakterisierungen eines Agile Coaches eher als eine Ansammlung verschiedener Professionen und Fertigkeiten an, als nach einem geschlossenen Bild worum es eigentlich geht.

Also höchste Zeit einmal den Kontext aus dem ein Agile Coach agiert aufzuarbeiten und daraus die Kompetenzen hervorzuheben, die einen guten Agile Coach diesbezüglich ausmachen. Viel Spaß dabei 😉

  • Der Agile Coach ist ein Coach!
  • Der Agile Coach wird aber auch als Experte gesehen.
  • Unsere Herausforderungen
  • 5 agile Coaching Kompetenzen
  • Der Agile Coach ist ein Coach!

Coaching hat zum Ziel, das Potential des Klienten zu steigern. Nicht aus dem Schwerpunkt der Vermittlung neuer Fähigkeiten, sondern mehr aus der Gewinnung neuer Perspektiven und dem finden neuer eigener Wege.

Damit passt Coaching sehr gut zu dem Anspruch der Eigenverantwortung und Selbstorganisation agiler Umgebungen.

Am Ende geht es darum, dass die beteiligten Personen ihre Umgebung positiv prägen und gestalten. 

Durch einen starken Fokus auf Coaching, liegt 100% Ownership beim Klienten.

  • Wir werden aber auch als Experte gesehen. 

Auch wenn ein Agile Coach versucht möglichst aus seiner Coaching Haltung zu handeln, wird er oft als Experte  gesehen und engagiert.

Die Erwartung an Ihn ist, dass man sofort konkrete Hilfestellungen in der Nutzung agiler Herangehensweisen bekommt und diese ausbauen kann.

  • Die Herausforderungen:

  • Agile Herangehensweisen als Werkzeuge in passende Kontexte einzubringen ohne Agilität als Allheilmittel oder Selbstzweck einzubringen
  • Die eigene Expertise einzusetzen, um die “Reise” zu beschleunigen, ohne das die Klienten für sich selbst  die Verantwortung übernehmen
  • Auf konkrete Fragestellungen direkt antworten, ohne jedoch die Entscheidungen für unsere Klienten zu übernehmen

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Montag

18.09.

18:15-20:00 

5 Agile Coaching Kompetenzen

Ausgehend von diesen Herausforderungen, sehe ich die Agile Coaching Kompetenzen aus den Agile Coaching Zertifizierungen der Scrum Alliance, als eine der besten Orientierungspunkte, was einen guten Agile Coach auszeichnet und möchte diese im Rest der Folge ein wenig vorstellen und einordnen für Euch.

Moderne Führungskraft: Catalyst

Ein Wandel einer Organisation gelingt nicht über die Einführung neuer Mechaniken, sondern über die Entwicklung der Menschen in ihr und ihrer Interaktionen. Ein Agile Coach bringt sich aktiv in diesem Sinne in die Entwicklung der Organisation ein. Er arbeitet ganzheitlich mit der Organisation und ihren Führungskräften, die diese prägen. Er hilft dabei die Fähigkeiten der beteiligten Personen so zu entwickeln, dass diese die Gestaltung der Organisation in Zukunft positiv beeinflussen. Dabei geht es eben nicht einfach nur um die Vermittlung von mechanischen Herangehensweisen, sondern darum Wechselwirkungen in der Organisation bewusst zu machen,  zu helfen unsichtbare Mauern zu überwinden, alte Verhaltensmuster zu hinterfragen und über die gemeinsame Reflexion eine positive gemeinschaftliche  Entwicklung in der Organisation anzustoßen.

Wie schaffen wir es wichtige Impulse zur Weiterentwicklung zu setzen, neue Herangehensweisen vorzuleben und geschützte Lernräume als Keimzellen von Veränderungen zu errichten. Für die persönliche Entwicklung in dieser Richtung habe ich viel aus dem “Responsibility Process” gezogen, wo das Buch ein guter Startpunkt ist. Für die Arbeit mit der Organisation als Catalyst, war für mich “Becoming a Technical Leader” von Gerald Weinberg ein großartiger Startpunkt.

Vermitteln & Training

Nur wer die Konzepte wirklich versteht, kann diese auch bewusst selbst gestalten. Deswegen ist es so wichtig, dass unsere Klienten die genutzten Herangehensweisen und den Kontext verstehen. Ein guter Agile Coach ist entsprechend in der Lage diese im Großen wie im Kleinen zu vermitteln. Dabei geht es sowohl um die Fähigkeit umfassende Themen in einem Trainings- Setup zu vermitteln, als auch Themen in der Arbeit fokussiert zu ergänzen oder wieder aufzufrischen. Für die Vermittlung im Kleinen und zur Auffrischung habe ich einige Übungen in meinen Ressourcen auf meiner Webseite enablechange.de geteilt. Schaut Euch gern um und nutzt diese für Eure Arbeit.

Assessment: Bewerten und Einordnen

Was sind die größten Herausforderungen eurer Umgebung? Wie ist eure Umgebung aufgestellt? Wird agiles Arbeiten eher oberflächlich genutzt? In der breiteren Nutzung agiler Arbeitsweisen wird die oberflächliche Nutzung zur Regel und der Effekt wirklich etwas zu bewegen schwindet immer mehr. Deswegen ist es so wichtig, dass ein guter Agile Coach die Fähigkeit besitzt Assessments durchzuführen. Damit der Klient in der Verantwortung bleibt, ist es wichtig, dass hier mit hoher Transparenz gesammelte Eindrücke zu der Beurteilung der individuellen Lage und den daraus resultierenden Handlungsvorschlägen positiv geschöpft werden kann.

Ich sehe bei vielen Agile Coaches große Schwächen, sowohl im Großen ein Assessment als Grundlage zur Ausrichtung eines Engagements durchzuführen, als auch diese Fähigkeit zur Nachjustierung im Kleinen einzusetzen. Es gibt viele Möglichkeiten. Neben einzelnen Modellen geht es aber immer auch, um die Art mit der wir aus Eindrücken zu Schlussfolgerungen und davon abgeleiteten Handlungen kommen. Hier habe ich viel von Gerald Weinberg und seinem Buch “How to Observe Software Systems” gelernt und würde euch dieses Buch als Startpunkt besonders ans Herz legen.

Facilitation

In den meisten Umgebungen in denen ich zu tun habe, tut man sich schwer effektiv miteinander zusammenzuarbeiten. Besonders deutlich werden hier die unproduktiven Meetings. Es ist jedoch sehr wichtig, dass wir effektiv zusammenarbeiten, uns austauschen und auch Entscheidungen gemeinsam lernen zu treffen. Genau an dieser Stelle, ist unsere Kompetenz als Facilitator gefragt.

Die Idee von Facilitation ist ganz einfach. Personen, die sich inhaltlich einbringen können, haben es schwer gleichzeitig auf eine effektive Zusammenarbeit zu achten. Zum Beispiel, wenn ihr in Umgebungen arbeitet in denen Meetings üblicherweise von Leuten geleitet werden mit dem größten inhaltlichen Interesse, würde es mich aus dieser Logik heraus nicht wundern, wenn diese oft nicht optimal laufen.

Die Idee von der Facilitation richtet sich so aus, dass der Facilitator auf die Struktur und den Prozess des Meetings schaut und sich inhaltlich aber heraushält, somit können die anderen inhaltlich besser glänzen. Dies ist nicht nur in Meetings hilfreich, sondern auch in anderen Bereichen, die mit enger Zusammenarbeit funktionieren sollen, beispielsweise auch im Sprint.

Ein guter Agile Coach hat somit also auch die Kompetenz diese Plattform zur effektiven Zusammenarbeit innerhalb einer agilen Umgebung zu schaffen. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe guter “Facilitator Ausbildungen”. Als Startpunkt für dieses Thema, möchte ich euch das Buch “The skilled facilitator” von Schwarz ans Herz legen.

Balance von Beratung und Coaching 

Ist ein Agile Coach zuerst Experte/ Berater oder ist er zuerst Coach/ Moderator?

Die Antwort ist: Er ist beides zur gleichen Zeit und muss seine Fähigkeiten gut einschätzen können, um diese bestmöglich in der Umgebung einsetzen zu können. 

Jede agile Umgebung ist anders, egal ob fortgeschritten oder erst am Anfang. Jedes Team und deren Dynamik ist individuell und somit kann ein guter Agile Coach nie mit Musterlösungen kommen für schwierige Situationen. Ein Agile Coach ist agiler Experte und es wird von ihm erwartet seine Expertise einzubringen, um die Reise zu beschleunigen. Die Herausforderung liegt hier darin, sein breites Wissen nachhaltig einzubringen, sodass er eben nicht einfach nur seinen Weg versucht anderen aufzudrücken. Das wäre einfach für Ihn, jedoch nicht im Geringsten hilfreich für den Klienten und deren individuelle Situation. Schließlich stammt die Idee der Best Practices von Taylor und passte besonders gut zu weniger komplexen Situationen, in denen man diesen einen besten Weg hatte und diesem für das bestmögliche Ergebnisse einfach folgen musste. Das ist in der modernen Wissensarbeit aber nicht mehr der Fall.

Entsprechend wichtig ist heutzutage, dass:

  • sie möglichst schnell viel Wissen über die individuelle Umgebung bekommen mit einem ausreichenden Überblick für eine schnelle interne Optimierung 
  • sie die beteiligten Personen in Ihrer Verantwortung für ihre Umgebung stärken, damit sie diese eigenständig übernehmen zu können.
  • diese Art der positiven und empathischen Herangehensweise vielen Beteiligten die Motivation (zurück) gibt, sich in die Umgebung einzubringen. 
  • unsere Antworten auf Kundenfragen fokussiert und nachhaltig  sind und auch genügend Kontext geben
  • unser Input konkret ist und doch gleichzeitig lassen wir den Entscheidungs- und Gestaltungsraum beim Klienten, denn wir sind da, um zu helfen nicht um zu übernehmen.

Wie exemplarisch dargestellt, ist meine erste Frage in der Regel: „Was wollen Sie denn gemeinsam erreichen?“

Aus der Antwort heraus kann man sehr schnell zu Rückfragen kommen und wie man dieses Ziel mit agilen Herangehensweisen bestmöglich erreichen kann. In diesem Fall kann man sehr fokussiert mit mehreren Optionen antworten:

  • Scrum …
  • Kanban …
  • Klassisches Projektmanagement …

Ausgehend von dieser Antwort, kann man dann wieder den nächsten Schritt gehen und klären: „Was passt denn am Besten zu dem individuellen Kontext des Klienten?“ Hier sollte man gemeinsam mit dem Kunden einen Weg finden, die alle Beteiligten zum Ziel führt mit deren individuellen Skills und Expertisen.

Das ist mein Verständnis, wie ein guter Agile Coach seine Rolle nutzt, um die agile Reise zu beschleunigen und doch stark darauf bedacht ist, dass der Klient immer die Oberhand hat. Zuhören und verstehen, was der Kunde wirklich braucht und mit ihm gemeinsam seinen agilen Weg meistern. Das sollte das Ziel eines jeden guten Agile Coaches sein ohne das sein persönliches Ego hier die die größere Rolle spielt.

Zusammenfassung

Die Agile Coaching Kompetenzen sind für mich einer der besten Orientierungspunkte für die Entwicklung als Agile Coach.

Ich bin immer wieder verwundert, wie selten diese für die Weiterentwicklung als Coach herangezogen werden.

Mir haben diese Kompetenzen beim Mentoring von anderen Agile Coaches,  genauso wie in meiner eigenen Entwicklung gute Dienste geleistet.

Ich hoffe, das gibt Euch wieder ein wenig Inspiration und es hat euch gefallen. 

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Ralf Kruse